„Wenn du ein Heiliger sein wirst, dann musst du auch ehrlich einer sein wollen“ Dieses Zitat von Mutter Teresa hat mich vor einiger Zeit zum Nachdenken gebracht. Wie wird man heilig, oder wie geht der Weg von den ersten Schritten in der Jüngerschaft bis zu einem Heiligen, der Spuren hinterlässt, der so von Gott erfüllt ist, dass durch ihn oder sie die Macht der Liebe Gottes stark in diese Welt hereinbricht? Wie wird man selbstlos und demütig genug auf diesem Weg, auf dem man oft genug nur sich selbst sucht? Wie wird man zu einem Fenster, das so durchlässig ist, dass Gottes Licht in reiner Lauterkeit hindurchstrahlen kann? Heute begann eine dreiteilige Predigtserie, „Vom Jünger zum Apostel“, die zum Nachdenken über diese Fragen anregen möchte. Der Grundgedanke dabei ist, dass dieser Weg vom einfachen Jünger zum Apostel, von den ersten Schritten hin zu einem Weg der Heiligkeit, zwar echt herausfordernd, aber nicht sehr kompliziert ist. Es handelt sich um ein Dreischritt, jedes Wochenende wollen wir einen dieser Schritte betrachten. Da ist zu allererst die radikale Annahme dessen, was wir hier das „Prinzip Barmherzigkeit“ nennen wollen. In der heutigen Predigt haben wir es das „Commitment to Mercy“ genannt. An den folgenden Sonntagen wollen wir dann zwei weitere Schritte anschauen: 1. Gott zuerst und 2. der Einsatz unserer Talente und Fähigkeiten im Dienst an den Nächsten. In den Predigten werden diese Schritte „Commitment to put God first“ und „Commitment to Service“ genannt.

Hier ein Fragebogen zum Thema:

Habe ich das „Prinzip Barmherzigkeit“ (Mercy Principle) wirklich angenommen? Glaube ich wirklich an die radikale und bedingungslose Liebe Gottes zu mir? Wahrscheinlich würde ich den Satz unterschreiben: „Gott ist die Liebe“, aber gilt das genauso für den Satz, „Gott liebt mich?“ Ist das nur eine Floskel oder glaube ich wirklich ernsthaft daran? Meine ich, seine Liebe für mich erkaufen zu müssen? Glaube ich, dass ich mich erst als würdig beweisen muss, sodass Gott mich liebt? Zweifle ich an seiner Liebe gerade in Momenten, in denen ich mit meiner eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert werde oder wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin?

Freue ich mich darüber, einfach vor Gott sein zu dürfen wie ich bin? Bin ich davon überzeugt, dass Gott unendlich viel mehr Interesse an meinem Leben hat, als ich das selbst habe? Glaube ich an seinen Blick der Liebe, er, der mich einfach wahnsinnig gerne hat und viel mehr an mich glaubt, als ich das selbst tue, der weiß, wozu ich mit seiner Gnade fähig bin, wenn ich mich darauf einlasse? Verstehe ich, dass er mich viel mehr sucht (Drachme, Schaf, verlorener Sohn), als ich ihn suche?

Verstehe ich, dass ich, wenn ich Gott mein ganzes Vertrauen schenke, auch die Macht seiner Liebe an mir erfahren werde? Vertraue ich in meiner Nachfolge Jesu mehr auf mein Bemühen als auf das Wirken seines Geistes in mir?

Habe ich mich dem „Prinzip Barmherzigkeit“ (Mercy Principle) verpflichtet, das heißt, alles von Gott zu erhoffen und zu erwarten, mich in seiner Hand geborgen zu wissen und zugleich im Bewusstsein meines Auftrages in dieser Welt, ihm zu erlauben, in mir seine Barmherzigkeit weiterzugeben? „Uns wurde das Wort von der Versöhnung anvertraut“ (2 Kor 5,19).

Liebe ich die Menschen? Interessieren sie mich? Bin ich von der Leidenschaft Gottes für die Menschen durchdrungen? Bin ich bereit, für die Menschen in die Bresche zu springen („da versuchte Mose, den Herrn seinen Gott, zu besänftigen….“ (Ex 32,11)), bete ich für sie, faste ich für sie, interessiert es mich, dass sie zur Freiheit der Kinder Gottes finden?

Können die Menschen durch mein Zeugnis etwas von der Barmherzigkeit Gottes erfahren? Flüchte ich mich ins Zeugnis, um nicht von der Barmherzigkeit reden zu müssen? Das heißt, ist das Bewusstsein, dass manchmal das Tun wichtiger als das Reden ist, das Zeugnis wichtiger als die Worte, zuweilen eine Ausweichreaktion meiner Menschenfurcht, um nicht auch etwas zu sagen, Menschen nichts von der empfangenen Freude zu erzählen?