Ok. Es ist vorbei, endlich. 12 Jahre der Obere sein – und jetzt reichts. Am 15. ist die Übergabe. Und da ich sowieso nichts mehr zu verlieren habe, werde ich diese letzte Gelegenheit als Oberer nutzen, um in diesem Newsletter den gesamten Frust über die Legionäre Christi und das Regnum Christi, aber eigentlich auch über die Kirche als solche endlich mal loszuwerden und die Dinge darzustellen, wie sie wirklich sind.

Nein, genau das habe ich nicht vor. Und nicht, weil ich mal wieder etwas unterdrücke oder Fassaden aufrecht erhalten will, sondern weil ich ganz im Gegenteil extremst dankbar für die vergangenen 12 Jahre bin. Frage: Was war deine Wahrnehmung, als du gerade den ersten Satz gelesen hast? Also, ich war selbst beeindruckt, dass ich es fast nicht fertiggebracht habe, das zu schreiben. Es stimmt kein Wort – außer dem, dass ich am 15. Mai nach 12 Jahren den Dienst des Hausoberen der Legionäre in Wien, wie durch unsere Konstitutionen nach so einer langen Amtszeit vorgesehen, an P. Joachim Richter LC abgeben darf. Und doch. Die extreme Negativität der Worte bleibt nicht ohne Wirkung. Irgendwie möchte da etwas hängenbleiben, vielleicht ist doch etwas dran? Der eisige Wind ist zu spüren. Eine Kälte, die fast etwas Dämonisches in sich zu bergen scheint. Wenigstens mir ist es so ergangen. Eine Stimmung, die ganz nach unten zieht. Und diese Stimmung wieder umzudrehen ist extrem schwer. Und doch. Genau darum geht es. Nicht nur in einem Newsletter. Licht und Finsternis. Für was entscheide ich mich?

Gestern durfte ich zu 150 jungen Leuten bei der YouMove in Würzburg reden. „All in to build your Kingdom“ war das Thema: Herr, ich habe mich entschieden, ich bin dabei, du kannst auf mich zählen. Vielleicht habe ich wahnsinnig Angst, aber um eine Idee von Johannes Paul II. und von Rick Warren aufzugreifen, das Maß meines Glaubens wird nicht mehr durch die Größe meiner Ängste, sondern durch die Größe meines Gottes bestimmt werden, nicht mehr durch die Größe meiner Fähigkeiten oder Unfähigkeit, sondern durch die Macht seines Rufes, nicht mehr durch die eigene Unzulänglichkeit, sondern durch das neue Leben in Christus Jesus, das mir Kraft des Hl. Geistes zuteil wird.

Ja, wir wollen die Stimmung auf den Kopf stellen. Wir wollen kalten Winde die Stirn bieten, egal wie eisig, egal wie stark, egal ob sie Hass oder Egoismus oder Gleichgültigkeit heißen. Es geht um ein Commitment. Ein großes Ja zum Guten, zum Wahren, zum Schönen und zu dem, der deren Quelle ist. Vor allem aber wollen wir den Weg bereiten, sodass ein anderer Wind wehen kann, ein Wind, der „weht wo er will“ (Joh 3,8), ein Wind, der zugleich gewaltiger Sturm (Apg 2,2) und „leises Säuseln“ (1 Kön 19,12) ist, ein Wind, der nicht etwas, sondern jemand ist, ein Wind, in dessen Gegenwart nur Freiheit sein kann (cf. 2 Kor 3,17) und der uns in die „Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21) hineinführt, ein Wind, der eine Kraft Gottes ist, durch den „wir alle mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, und so in sein eigenes Bild verwandelt werden, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ (2 Kor 3,18), ein Hauch, der in uns „ruft, Abba Vater“ (Gal 4,6), eine Salbung, dessen Name Friede ist, wie ihn die Welt nicht geben kann (cf. Joh 14,27), eine Kraft, die mit „großer Macht“ (Kol 1,29) in uns wirkt und durch die der Herr in uns und durch uns „unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können“ (Eph 3,20), ein Feuer, die die Liebe Christi heißt, in unseren Herzen ausgegossen ist (cf. Röm 5,5) und uns zur Liebe drängt (Cf. 2 Kor 5,14), eine Gabe, die uns an den Herrn bindet und „ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17) sein lässt und zur „neuen Schöpfung“ (2 Kor 5,17) macht, eine Gabe, die nicht ein „Geist der Verzagtheit ist, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ ( 2Tim 1,7), eine Gabe, durch der die Braut in uns und mit uns ruft: Komm, Herr Jesus! (cf. Offb 22,17-20)

Beten wir füreinander, dass es Pfingsten werde, dass er in uns wehen darf wo er will, dass wir die Türe unseres Herzens weit aufreißen für ihn, dass er kommen mag. Ich bitte auch ums Gebet für P. Joachim, sodass der Herr ihm helfe, sich immer mehr diesem Geist zu öffnen, dass er auch uns begleiten möge in unserem Dienst an der Kirche in diesem Land, sodass auch wir uns von ihm durchdringen lassen, sodass ER das „Angesicht der Erde erneuere“. (cf. Ps 104,30) Und wenn ich darf, bitte ich auch um euer Gebet für mich, sodass ich meine Aufgabe als Regionalkoordinator hier in Österreich vom Geist leiten lasse, „betet auch für uns alle, damit Gott uns eine Tür weit und wirksam öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können“. (Kol 4,3 & 1 Kor 16,9).

Komm Heiliger Geist!

Das ist meine leicht abgeänderte Einleitung zum unserem 15. tägigen Newsletter. Den kann man hier abonnieren. Den gegenwärtigen Newsletter kann man hier downloaden. Dort erfährt man auch mehr über die Situation und die Aufgabenverteilung unter uns Legionären.

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