5. Mai 2004. Flughafen Wien. Ich war noch nie in Wien gewesen und zuvor nur einmal in Österreich. Damals war ich frisch gebackener Priester, begeistert von Vielem, und das bin ich nach wie vor. Was mich aber damals sehr beeindruckte: Ich hatte einige Jahre vorher in der Kirche eine Perle entdeckt. Gut, viele Perlen. Aber eine, bei der ich gemerkt hatte: Wow, das wird eine Bombe! Wenn die einschlägt, wird was abgehen! Die Perle hieß „Theologie des Leibes.“
Anfang der 1980er-Jahre hatte Johannes Paul II. 129 Ansprachen zum Thema gehalten. Es ging ihm um eine gigantische Vision: Du suchst nach Erfüllung? Nach Glück? Nach Geborgenheit? Nach Wertigkeit? Nach einem Bestätigtsein, das dich wirklich zufrieden stellt? Nach einer Annerkennung, die nicht nur aus leere Worte besteht? Nach inneren Frieden und Freiheit? Es gibt ein Weg dorthin – den eigenen Körper, die eigene Sexualität. Das ist die Landkarte, die es zu lesen gilt.

Ziemlich schnell wurde mir damals bewusst, dass die Bombe hier noch nicht wirklich eingeschlagen hatte. Ich wollte mir das Buch „Liebe und Verantwortung“ von Johannes Paul II. kaufen, aber es war seit Jahren nicht mehr erhältlich. Die Ansprachen selbst konnte man sich mühsamst im Internet zusammensuchen. Die bekannteste „Übersetzung“ für Normalverbraucher des doch sehr dichten Textes des Papstes durch Christopher West, „The Theology of the Body Explained“, gab es damals und gibt es auch heute immer noch nicht auf Deutsch zu kaufen. Das Einzige, das damals auf Deutsch existierte, eine Zusammenfassung von einem Buch von West: Diese hatte die Schwester von Michael Cech (www.youmagazin.com) übersetzt.
2007 fand der erste große internationale Kongress zum Thema „Theologie des Leibes“ statt, bei dem große Namen vertreten waren: Michael Waldstein, Christopher West, und, und, und. Zu meinem Erstaunen fand der Kongress zwar hier in Österreich statt, aber unter den Hunderten von Teilnehmern gab es meines Wissens nach ganze drei deutschsprachige Teilnehmer: Corbin und Birgit Gams und meine Wenigkeit. Der Kongress war der Beginn nicht nur einer tiefen Freundschaft mit dem Ehepaar Gams, sondern von einem gemeinsamen Vorsatz geprägt: Die „Theologie des Leibes“ muss auch hier wie eine Bombe einschlagen.

Natürlich war im deutschsprachigen Raum schon zuvor großartige Arbeit geleistet worden: Ich denke da an die Arbeit des Ehepaares Norbert und Renate Martin in der Schönstatt-Bewegung. Ich freue mich sehr, dass seither viel passiert ist. Ich denke zum Beispiel an das Bemühen des Kölner Generalvikars Dominikus Schwaderlapp. Aber da ich mich langsam fast wie ein kanadischer Österreicher fühle, muss ich natürlich erwähnen, dass gerade von hier in Österreich die großen Vorstöße kommen. Da sind zum Beispiel die www.visionliebe.com vom Ehepaar Gams und deren vielversprechende Initiative für einen Studienlehrgang zum Thema Theologie des Leibes in Heiligenkreuz; die Tatsache, dass einer der großen weltweiten Namen in Bezug auf die „Theologie des Leibes“, Prof. Michael Waldstein, selbst im Herzen ein Österreicher ist, oder dass die Neuauflage und komplett neue Aufbereitung des Buches „Liebe und Verantwortung“ Prof. Josef Spindelböck aus St. Pölten zu verdanken ist.

Wir haben ein zweites Buch von Christopher West „Die Liebe, die erfüllt“ übersetzen lassen, geben Seminare zum Thema in und außerhalb des Zentrums Johannes Paul II. in Wien und publizieren kleinere Veröffentlichungen zum Thema. Dieser Blog möchte sich in all die Initiativen einreihen und mein Bemühen in diesem Bereich bündeln.