Las Vegas. Fassungslosigkeit. Schon wieder. Und es nimmt irgendwie kein Ende. Pray4LV. Was soll man denn sonst tun? Aber nach Pray4London, Pray4Paris, Pray4Brüssel, Pray4… scheint so ziemlich alles nur noch schlimmer zu werden. Trauer. Mitgefühl. Hilflosigkeit. Wut. Resignation. Aber auch der Wunsch, irgendwas zu tun, um zu helfen. Gestern las ich einen Satz des Schriststellers G .K. Chesterton: „Menschen sind niemals wachsamer für das Gute in der Welt, als wenn sie wütend wachsam für das Böse in der Welt sind.“ Daran musste ich denken, als ich die Menschenmassen in Las Vegas sah, die in langen Schlangen warteten, ihr Blut zu spenden, oder einfach die Reaktionen in den sozialen Medien überflog. Natürlich wirkt jeder Versuch, etwas Sinnvolles über Las Vegas zu sagen, oberflächlich. Das Ausmaß dessen, was dort geschehen ist, übersteigt menschliche Worte. Und doch. Irgendwie vermutet der Christ, dass er inmitten der Dunkelheit aufs Kreuz schauen muss. Im Schweigen des sterbenden Gottes findet er langsam wieder Halt. Der sinnloseste aller Tage, der Karfreitag, wird zum sinnstiftendsten. Er, der Gott war, hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein – das war die Aussage, die wir in der zweiten Lesung am vergangenen Sonntag gehört haben. Er wurde Sklave. Er wurde gehorsam. Er starb, um die Sinnlosigkeit des Todes und des Leids aufzuheben, es zu erlösen. Uns daran zu erinnern. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Die Ungerechtigkeit, der Hass, die Gewalt, der Terror wird nicht siegen. Die Pforten der Unterwelt werden dem Angriff des geschlachteten Lammes nicht widerstehen können. Es kommt der Tag, an dem jede Träne getrocknet wird (vgl. Offb 21,4).

Und gerade deswegen, weil es eine Zukunft gibt, obliegt es uns Christen, Gott in der Gegenwart Raum zu schenken. Gott scheitert nicht. Er hat die Zügel der Geschichte in der Hand. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass Papst Franziskus bei den Mittwochskatechesen seit Advent 2016 über die Hoffnung spricht. In seiner letzten offiziellen Enzyklika „Spe salvi“ schrieb Papst Benedikt XVI. sogar, dass die Krise der heutigen Gesellschaft eine Krise der Hoffnung sei. Vielleicht sollten wir gerade auch deswegen in diesem Rosenkranzmonat Oktober auf Maria schauen: „Das Schwert des Schmerzes durchbohrte dein Herz. War die Hoffnung gestorben? War die Welt endgültig ohne Licht, das Leben ohne Ziel? In jener Stunde hast du gewiss neu in deinem Innern auf das Wort des Engels gehört, mit dem er auf dein Erschrecken beim Augenblick der Verheißung geantwortet hatte: ‚Fürchte dich nicht, Maria!‘ (Lk 1,30). Wie oft hatte der Herr, dein Sohn, dasselbe zu seinen Jüngern gesagt: Fürchtet euch nicht! In der Nacht von Golgotha hörtest du in deinem Herzen neu das Wort. Zu seinen Jüngern hatte er vor der Stunde des Verrats gesagt: ‚Habt Mut. Ich habe die Welt überwunden‘ (Joh 16,33). ‚Euer Herz lasse sich nicht verwirren und zage nicht‘ (Joh 14,27). ‚Fürchte dich nicht, Maria!‘ In der Stunde zu Nazareth hatte der Engel zu dir auch gesagt: ‚Seines Reiches wird kein Ende sein‘ (Luk 1,33). War es zu Ende, bevor es begonnen hatte? Nein, beim Kreuz warst du von Jesu eigenem Wort her zur Mutter der Glaubenden geworden. In diesem Glauben, der auch im Dunkel des Karsamstags Gewissheit der Hoffnung war, bist du auf den Ostermorgen zugegangen.“ (Spe salvi 50)

In der Hoffnung, auf den Ostersonntag zuzugehen in einer Welt, wo Dunkelheit um sich greift, sich von dieser Hoffnung immer mehr erfüllen zu lassen, um die Gegenwart bewältigen zu können und deren Mitgestalter zu sein, sich immer mehr dem Licht nähern, sich vom Angesicht des Herrn erleuchten lassen, um die Hoffnung seiner Liebe immer mehr in diese Welt hinauszustrahlen, das wünsche ich uns allen in dieser Stunde.

Das ist meine leicht abgeänderte Einleitung zum unserem 15. tägigen Newsletter. Den kann man hier abonnieren.